Be­glei­tung bei der Tren­nungs­be­wäl­ti­gung

ak­tua­li­siert am 31.01.24   von Dr. Ul­ri­ke Lux und Dr. Ja­nin Zim­mer­mann  Ent­wick­lungs- und Fa­mi­li­en­psy­cho­lo­gie, Lud­wig-Ma­xi­mi­lians-Uni­ver­si­tät Mün­chen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Fair trennen und gemeinsam erziehen" steht. Gezeigt wird eine Familie in Halbfrontalansicht. Mutter und Vater blicken mit sorgenvoller Mimik, ihr Sohn im Vordergrund zeigt einen traurigen Gesichtsausdruck.

Was beschäftigt Kinder nach einer Trennung?

Was ist für Kinder nach einer Trennung wichtig?

Frau und Mann stehen vor einem großen Kalender, in dem verschiedene Felder eingekreist sind. Der Mann hält einen großen Stift in der Hand und spricht mit der Frau.

Abstimmung zwischen den Eltern

 

Ori­en­tie­rung und Si­cher­heit

Ver­su­chen Sie, so vie­le Din­ge wie mög­lich ge­nau­so zu ma­chen wie vor der Tren­nung. Dies gibt Ih­ren Kin­dern Si­cher­heit in ei­ner Zeit, in der sich so vie­les ver­än­dert. Auch kla­re Struk­tu­ren ge­ben Kin­dern Halt, wie zum Bei­spiel ei­ne kon­se­quen­te Er­zie­hung und zu­ver­läs­si­ge Re­ge­lun­gen und Ab­läu­fe im All­tag. Da­zu ist auch ei­ne gu­te Ab­stim­mung zwi­schen den El­tern not­wen­dig. Dies gibt Kin­dern Ori­en­tie­rung und Si­cher­heit. Das heißt, in die­ser Zeit brau­chen El­tern manch­mal star­ke Ner­ven, weil nicht nur die Kin­der, son­dern auch sie selbst die Tren­nung und die da­mit ein­her­ge­hen­den fa­mi­li­ären Ver­än­de­run­gen erst ver­ar­bei­ten müs­sen. Hilf­reich ist hier in je­dem Fall, dass Sie auch sich selbst da­für aus­rei­chend Zeit und Frei­raum neh­men.

Ge­sprä­chs­an­ge­bo­te

Es hilft Kin­dern, mit den Ver­än­de­run­gen um­zu­ge­hen, wenn ih­nen die Si­tua­ti­on ver­ständ­lich er­klärt wird und sie je nach Al­ter und Ent­wick­lungs­stand auch bei der Ent­schei­dungs­fin­dung, bei­spiels­wei­se zur Be­treu­ungs­re­ge­lung, ein­be­zo­gen wer­den oder kon­kre­te Din­ge mit­ent­schei­den dür­fen. Auch spä­ter soll­ten El­tern im­mer wie­der das Ge­spräch mit ih­ren Kin­dern su­chen und ih­nen In­for­ma­tio­nen und Ori­en­tie­rung ge­ben, wenn nächs­te Schrit­te an­ste­hen.

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen, wie Sie mit den Kin­dern über die Tren­nung spre­chen kön­nen.

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Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen, wie Sie ih­re Wün­sche bei der Be­treu­ungs­re­ge­lung ein­be­zie­hen kön­nen.

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Vater und Sohn sitzen auf einer Couch. Der Sohn ist mit dem Rücken zum Vater gewandt und hat eine Gedankenblase über sich, die Verwirrung zeigt. Der Vater versucht, seinen Sohn zu umarmen.

Tröstender Vater

 

Ge­duld und Ver­ständ­nis

Nach der Tren­nung sind vie­le Kin­der ver­un­si­chert. Sie er­le­ben zum Teil star­ke Ge­füh­le oder zei­gen (vor­über­ge­hend) Auf­fäl­lig­kei­ten im Ver­hal­ten und ih­rer Ent­wick­lung. Des­halb ist es für Kin­der­ wich­tig, dass ih­re El­tern ih­nen mit Ver­ständ­nis für die Si­tua­ti­on be­geg­nen, auch wenn die Kin­der sich viel­leicht sehr ag­gres­siv ver­hal­ten oder ver­zwei­felt wei­nen, weil sie die Tren­nung der El­tern rück­gän­gig ma­chen wol­len. Wenn Kin­der Ent­wick­lungs­rück­schrit­te ma­chen, et­wa, dass sie wie­der ei­ne Win­del brau­chen oder nicht mehr durch­schla­fen, oder Leis­tungs­ein­brü­che in der Schu­le er­le­ben, soll­ten El­tern kei­nen Druck aus­üben. Kin­der sind in die­ser Zeit in be­son­de­rer Wei­se auf warm­her­zi­ge und emo­tio­nal sta­bi­le Be­zie­hun­gen zu ih­ren bei­den El­tern­tei­len an­ge­wie­sen, in de­nen sie aus­rei­chend Zu­wen­dung, Un­ter­stüt­zung und Si­cher­heit brau­chen. Im nächs­ten Ab­schnitt er­fah­ren Sie mehr da­zu, wie Sie Ih­re Kin­der bei be­las­ten­den Ge­füh­len un­ter­stüt­zen kön­nen.

Was kann ich tun, wenn mein Kind belastet ist?

Was ist das Emo­ti­ons­coa­ching?

Wenn ein Kind star­ke ne­ga­ti­ve Ge­füh­le zeigt – ob im Zu­sam­men­hang mit der Tren­nung oder auch bei an­de­ren Din­gen – ist es manch­mal gar nicht so ein­fach, pas­send dar­auf zu rea­gie­ren.

Stel­len Sie sich vor, Ihr Kind stürmt her­ein, knallt die Tür zu und schreit: „Ich ge­he nie wie­der in die Schu­le!“ oder Ihr Kind kommt nach der Zeit beim an­de­ren El­ter­nteil wie­der zu Ih­nen und weint ver­zwei­felt: „Ma­ma hört mir nie zu!“.

Was nun? Es ist oft gar nicht so ein­fach, ru­hig zu blei­ben und nicht selbst wü­tend zu wer­den, oder das Kind ein­fach schnell ab­zu­len­ken und über die Sa­che hin­weg­zu­trös­ten. Im Fol­gen­den stel­len wir Ih­nen ei­ne Mög­lich­keit vor, wie Sie Ih­re Kin­der im Um­gang mit ih­ren Ge­füh­len un­ter­stüt­zen kön­nen, das so­ge­nann­te Emo­ti­ons­coa­ching.

Ein Junge, der wütend die Fäuste ballt und schreit.

Wütendes Kind

Tech­nik: Emo­ti­ons­coa­ching

Die­se Tech­nik er­mög­licht es Ih­nen, einen Schritt zu­rück­zu­tre­ten und Ih­rem Kind zu hel­fen, die Si­tua­ti­on oder viel­mehr sei­ne Ge­füh­le bes­ser zu ver­ste­hen und selbst ei­ne Lö­sung zu fin­den. Mit die­ser Grund­hal­tung lernt Ihr Kind nicht nur, dass Sie es ernst neh­men, son­dern auch, dass Sie ihm zu­trau­en, be­stimm­te Pro­ble­me selbst zu lö­sen. Das schafft Selbst­ver­trau­en und stärkt die Selb­stän­dig­keits­ent­wick­lung!

Emo­ti­ons­coa­ching – Fein­füh­lig mit un­an­ge­neh­men Ge­füh­len von Kin­dern um­ge­hen
Frau Aba­di hat schon häu­fi­ger er­lebt, dass ih­re Toch­ter Yas­min be­drückt oder auf­ge­dreht vom Wo­chen­en­de bei ih­rem Va­ter nach Hau­se kommt.
Sie kann es nicht gut aus­hal­ten, dass es ih­rer Toch­ter schlecht geht und wür­de die­se Ge­füh­le am liebs­ten schnell aus dem Weg räu­men.
Sie hat vom Ju­gend­amt ge­hört, dass Kin­der be­son­ders nach ei­ner Tren­nung star­ke emo­tio­na­le Re­ak­tio­nen zei­gen und oft nicht wis­sen, wie sie ih­re Ge­füh­le ein­ord­nen sol­len.
Des­we­gen ist es wich­tig, dass sie ler­nen, da­mit um­zu­ge­hen. Da­für gibt es wohl ei­ne Me­tho­de, die Emo­ti­ons­coa­ching heißt. Frau Aba­di will das mal mit ih­rer Toch­ter aus­pro­bie­ren.
Da­bei geht es dar­um, dass sich El­tern Zeit neh­men, ih­rem Kind zu­zu­hö­ren, sei­ne Ge­füh­le an­zu­neh­men und ihm bei der Su­che nach Lö­sun­gen zu hel­fen.
Als Yas­min das nächs­te Mal von ih­rem Va­ter zu­rück­kommt und nie­der­ge­schla­gen am Tisch steht, setzt sich Frau Aba­di zu ih­rer Toch­ter, statt wie sonst wäh­rend des Ko­chens zu fra­gen, wie es beim Pa­pa war.
Frau Aba­di soll erst­mal be­schrei­ben, was sie sieht, oh­ne nach dem Warum zu fra­gen. Al­so sagt sie: "Yas­min, du siehst ziem­lich be­drückt aus."
Wich­tig ist, dass sie ih­rer Toch­ter aus­rei­chend Zeit lässt, um zu ant­wor­ten und Yas­mins Schil­de­run­gen z.B. durch Kopf­ni­cken be­stä­tigt.
Nach ei­ner Zeit er­zählt Yas­min, dass al­les doof war am Wo­chen­en­de, weil sie mit Pa­pa doch nicht ih­ren Lieb­lings­film im Ki­no se­hen konn­te, weil er die falschen Kar­ten ge­kauft hat.
Ei­gent­lich wür­de Frau Aba­di jetzt über den Va­ter schimp­fen. Beim Emo­ti­ons­coa­ching soll sie aber die Ge­füh­le von Yas­min be­nen­nen und an­er­ken­nen.
Sie sagt, dass es sich so an­hört, als ob Yas­min ent­täuscht ist und dass sie das ver­ste­hen kann. Da Yas­min nichts hin­zu­fügt, fragt sie be­hut­sam nach, was als Nächs­tes pas­siert ist.
Yas­min er­zählt, dass sie Pa­pa un­be­dingt ih­ren Lieb­lings­film zei­gen woll­te und jetzt kei­ne Lust mehr hat.
Pa­pa hat sie aber nichts ge­sagt, da­mit er sich nicht auf­regt.
Frau Aba­di ver­sucht, die gan­ze Si­tua­ti­on in Wor­te zu fas­sen, al­so die Ent­täu­schung, weil sich Yas­min so ge­freut hat.
Da­nach fragt sie Yas­min, wie es jetzt wei­ter geht und was sie ger­ne tun wür­de. Beim Emo­ti­ons­coa­ching ist es wich­tig, dass Frau Aba­di ih­re ei­ge­nen Ide­en nicht gleich am An­fang ein­bringt.
Yas­min hat die Idee, dass man Fil­me ja auch on­li­ne aus­lei­hen kann, und will das Film­schau­en beim nächs­ten Mal mit Pa­pa nach­ho­len.
Frau Aba­di lobt Yas­min für die tol­le Idee und er­mun­tert sie, es ih­rem Pa­pa vor­zu­schla­gen.

Hör­bei­spiel: Emo­ti­ons­coa­ching

Hier kön­nen Sie sich an­hö­ren, wie Herr Ros­si mit To­ni im Ge­spräch das Emo­ti­ons­coa­ching an­wen­det.

 

Hör­bei­spiel: Emo­ti­ons­coa­ching
Er­zäh­ler: Sie hö­ren in die­sem Bei­spiel, wie Herr Ros­si die vier Schrit­te des Emo­ti­ons­coa­chings bei sei­nem Sohn To­ni an­wen­det.
Er­zäh­ler: Es ist Frei­tag­abend. To­ni war un­ter der Wo­che bei sei­ner Mut­ter. Herr Ros­si legt ge­ra­de die Wä­sche zu­sam­men, als To­ni schlecht ge­launt zur Tür her­ein­kommt. Er schmeißt sei­ne Schul­ta-sche in die Ecke und will di­rekt in sein Zim­mer ver­schwin­den. Herr Ros­si denkt sich:
Herr Ros­si (Ge­dan­ken): To­ni ist je­des Mal so mies drauf, wenn er von Stef­fi zu­rück­kommt. Wer weiß, was sie jetzt wie­der ge­macht hat. ... Aber Stopp! Ich reg‘ mich schon wie­der auf. Da­bei weiß ich doch gar nicht, was pas­siert ist. Viel­leicht braucht To­ni ja mei­ne Hil­fe.
Er­zäh­ler: Herr Ros­si be­ginnt mit Schritt 1 des Emo­ti­ons­coa­chings: Un­ge­teil­te Auf­merk­sam­keit. Er hört mit dem Zu­sam­men­le­gen der Wä­sche auf und wen­det sich ganz To­ni zu.
Herr Ros­si: Hey To­ni, magst du dich erst mal kurz zu mir her­set­zen?
To­ni: Mmh, Okay....
Er­zäh­ler: Die bei­den set­zen sich ge­mein­sam aufs So­fa.
Er­zäh­ler: Herr Ros­si macht wei­ter mit Schritt 2 des Emo­ti­ons­coa­chings: Ge­füh­le ver­ste­hen und be-nen­nen.
Herr Ros­si (ein­fühl­sam): Du siehst ganz schön wü­tend aus. Magst Du mir er­zäh­len, was los ist? Ist was pas­siert?
To­ni (auf­ge­wühlt/är­ger­lich): Ja, schon...Ich, ich bin heu­te zu spät zur Schu­le ge­kom­men und hab voll Är­ger be­kom­men. Die Ma­ma hat mich nicht ge­weckt und dann hat sie mir auch noch ver­bo­ten, mit dem Rad in die Schu­le zu fah­ren. Das ist doch voll ge­mein!
Er­zäh­ler: Herr Ros­si denkt:
Herr Ros­si (denkt - är­ger­lich): Na, das ist ja mal wie­der ty­pisch. Erst küm­mert sie sich um nichts – und dann stellt sie auch noch voll­kom­men will­kür­li­che Re­geln auf…
Stopp!  – Jetzt ich reg‘ ich mich schon wie­der auf. Ei­gent­lich will ich doch ver­ste­hen, was mit To­ni los ist.
Er­zäh­ler: Herr Ros­si wen­det sich wie­der To­ni zu.
Herr Ros­si (ver­ständ­nis­voll): Und jetzt bist Du sau­er auf Ma­ma?
To­ni (im­mern­och wü­tend): Ja, und das war to­tal blöd vor der gan­zen Klas­se. Es ist al­les ih­re Schuld!
Herr Ros­si: Das war dir be­stimmt pein­lich, oder?
To­ni: Ja, su­per­pein­lich!
Herr Ros­si (ru­hi­ger Ton­fall): Das kann ich gut ver­ste­hen. Mir wä­re das auch pein­lich ge­we­sen.
Er­zäh­ler: Um bes­ser zu ver­ste­hen, wie es über­haupt zu der Si­tua­ti­on ge­kom­men ist, macht Herr Ros­si wei­ter mit Schritt 3 des Emo­ti­ons­coa­chings: „Die Si­tua­ti­on er­for­schen“
Herr Ros­si: Und Du denkst, das wär‘ al­les nicht pas­siert, wenn die Ma­ma Dir er­laubt hät­te, mit dem Rad zu fahr‘n?
To­ni: Ja, da­mit bin ich doch viel schnel­ler!
Herr Ros­si: Das stimmt. Aber hat Ma­ma denn ge­sagt, warum sie nicht woll­te, dass Du mit dem Rad fährst?
To­ni: Ja, schon, sie hat ge­meint, dass es zu ge­fähr­lich ist, weil gra­de der Rad­weg we­gen der Baus­tel-le ge­sperrt ist...  
Herr Ros­si: Hmmh, ja, das ist na­tür­lich blöd mit der Bau­stel­le. Aber kannst du denn die Ma­ma auch ver­ste­hen, dass Sie Angst um Dich hat, wenn Du auf der Stra­ße fah­ren musst?
To­ni: Ja, viel­leicht. Aber ich bin doch kein Ba­by mehr, ich kann doch Rad­fah­ren.
Er­zäh­ler: Nach­dem Herr Ros­si den Ein­druck hat, dass To­ni sich wie­der et­was be­ru­higt hat, ver­sucht er ihn im letz­ten Schritt bei der Lö­sungs­su­che zu un­ter­stüt­zen.
Herr Ros­si: Na­tür­lich bist Du ein su­per Rad­fah­rer und das weiß die Ma­ma auch. Aber hast Du denn ei­ne Idee, was du ma­chen kannst, da­mit du nicht wie­der zu spät kommst?
To­ni: Ja, schon, die Ma­ma soll mich ein­fach mit dem Rad in die Schu­le fah­ren las­sen.
Herr Ros­si: Okay, ich ver­steh‘, dass Dir das am liebs­ten wär‘. Aber Ma­ma fin­det das zu ge­fähr­lich. Hast Du noch ‘ne an­de­re Idee? Warum war’s denn heu­te Mor­gen über­haupt so knapp mit der Zeit?
To­ni: Na­ja, ich hat­te mir den We­cker frü­her ge­stellt, um den Bus zu er­wi­schen, aber ich bin ein­fach wie­der ein­ge­schla­fen.
Herr Ros­si: Ach so, du warst ein­fach noch so mü­de.
To­ni: Ja, ge­nau! Aber ich hab‘ ‘ne Idee, Pa­pa. Wenn ich um halb 7 noch nicht auf­ge­stan­den bin, soll die Ma­ma mich ein­fach wach­kit­zeln. Dann schlaf' ich be­stimmt nicht noch mal ein.
Herr Ros­si: Su­per, das ist ei­ne tol­le Idee!
To­ni (freu­dig): Dan­ke, Pa­pa, und weißt du was, ich hab noch ‘ne gu­te Idee: Wie fah­ren jetzt mit dem Rad zur Eis­die­le, okay?
Herr Ros­si (la­chend): Okay, To­ni, das ma­chen wir.

 

Wie funk­tio­niert das Emo­ti­ons­coa­ching? 

Emo­ti­ons­coa­ching Schritt für Schritt er­klärt

Hier kön­nen Sie sich die Schrit­te des Emo­ti­ons­coa­chings als PDF her­un­ter­la­den.

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1

Un­ge­teil­te Auf­merk­sam­keit

  • Die Ba­sis für das Emo­ti­ons­coa­ching ist, dass Sie sich voll­kom­men Ih­rem Kind zu­wen­den und Ih­re ak­tu­el­le Tä­tig­keit un­ter­bre­chen, da­mit Sie Ihr Kind für ein Ge­spräch ge­win­nen und sich ganz auf Ihr Kind kon­zen­trie­ren kön­nen.

2

Ge­füh­le er­fas­sen & be­nen­nen

  • Be­schrei­ben Sie zu­nächst, wel­che Ge­füh­le Sie be­mer­ken und was Sie se­hen.
    Tipp: Ver­su­chen Sie, nicht gleich nach dem Grund zu fra­gen, son­dern war­ten Sie ab und las­sen Sie Ih­rem Kind Zeit, auch wenn es schwer aus­zu­hal­ten ist.
  • Hö­ren Sie ak­tiv zu, neh­men Sie auf, was Ihr Kind Ih­nen er­zählt und zei­gen Sie, dass Sie das Ge­sag­te ernst­neh­men.
    Ver­su­chen Sie nun, die Ge­füh­le des Kin­des zu be­nen­nen und hel­fen Sie ihm, die Si­tua­ti­on für sich zu klä­ren.
For­mu­lie­rungs­hil­fen

...Du siehst ja ganz auf­ge­wühlt / be­drückt / wü­tend aus...

Be­stä­ti­gen­des Kopf­ni­cken, ...Mhm, Ah, ja...

...Das muss für Dich ja ... ge­we­sen sein, Du bist be­stimmt ..., Das hört sich an, als ob Du ..., Das stel­le ich mir so ... vor...

3

Die Si­tua­ti­on er­for­schen

  • Wie­der­ho­len Sie mit ei­ge­nen Wor­ten, was Sie ver­stan­den ha­ben und fra­gen Sie bei Ih­rem Kind nach, was ge­sche­hen ist.
  • Ver­mei­den Sie es, al­le De­tails wis­sen zu wol­len oder das Ver­hal­ten Ih­res Kin­des zu hin­ter­fra­gen (Warum hast du denn…?).
    Tipp: Ha­ben Sie Ge­duld, auch wenn es schwer­fällt und stei­gen Sie nicht so­fort in die Lö­sungs­su­che ein. Manch­mal reicht es dem Kind schon, die Si­tua­ti­on ge­nau­er zu be­trach­ten und so einen kla­re­ren Kopf zu be­kom­men.
For­mu­lie­rungs­hil­fen

...Und was war dann?..

...Was ist als Nächs­tes pas­siert?...

...Und wie ging es wei­ter?...

4

Un­ter­stüt­zung bei der Lö­sungs­su­che

  • Fra­gen Sie Ihr Kind, was es jetzt tun möch­te und wie es wei­ter­geht (mit der Idee, dass Sie ihm hel­fen, selbst ei­ne Lö­sung zu fin­den).
  • Es kann hilf­reich sein, nach der kon­k­re­ten Um­set­zung, den ers­ten Schrit­ten zu fra­gen.
    Tipp: Ver­su­chen Sie da­bei, die Vor­schlä­ge Ih­res Kin­des nicht zu be­wer­ten, son­dern fra­gen Sie nach den Fol­gen der je­wei­li­gen Lö­sung und über­le­gen ge­mein­sam, ob das gut wä­re.
  • Lo­ben Sie Ihr Kind für sei­ne Über­le­gun­gen und Ide­en.
  • Brin­gen Sie falls not­wen­dig ei­ge­ne Lö­sungs­vor­schlä­ge ein, aber nicht gleich am An­fang.

For­mu­lie­rungs­hil­fen

...Was magst du jetzt ma­chen?..., ...Wie geht es jetzt wei­ter?... , ...Was denkst Du wür­de dei­ne Freun­din in die­ser Si­tua­ti­on ma­chen?...

...Was könn­test Du als ers­tes tun?..., ...Und was machst Du dann?..., ...Und da­nach?...

...Wie wä­re es, wenn…

Wann wen­det man das Emo­ti­ons­coa­ching an?

Wel­che Si­tua­tio­nen sind ge­eig­net, wel­che nicht?

Ach­tung!

Nicht je­de Si­tua­ti­on eig­net sich für das Emo­ti­ons­coa­ching

 

  • Ver­mei­den Sie bei­spiels­wei­se, Ihr Kind in der Öf­fent­lich­keit, vor Ge­schwis­tern oder Groß­el­tern auf sei­ne Ge­füh­le an­zu­spre­chen.
  • Auch wenn Sie ge­ra­de in Ei­le oder selbst auf­ge­wühlt sind, soll­ten Sie bes­ser auf die nächs­te Ge­le­gen­heit war­ten.
  • Re­spek­tie­ren Sie, wenn Ihr Kind nicht (so­fort) über sei­ne Pro­ble­me spre­chen möch­te. Sei­en Sie ge­dul­dig und las­sen Ihr Kind den Schritt vor­ge­ben. Zei­gen Sie Ver­trau­en in die Fä­hig­kei­ten Ih­res Kin­des, sich ei­gen­stän­dig Lö­sun­gen über­le­gen zu kön­nen.
  • Es ist zu­dem schwer, auf die Ge­füh­le des Kin­des ein­zu­ge­hen, wenn Sie selbst ge­ra­de be­las­tet oder gest­resst sind. Wenn Sie mer­ken, dass ei­ge­ne Ge­füh­le (z. B. Wut oder Ängs­te) hoch­kom­men oder in der Si­tua­ti­on zu stark sind, ver­su­chen Sie erst ein­mal selbst für sich zu sor­gen (Mit Stress umgehen ).

 

Mutter tröstet trauriger Tochter, die ihr Gesicht in den Händen vergräbt, indem sie ihr die Hand auf den Rücken legt.

Tröstende Mutter

El­tern-Tipp

Selbst­an­wen­dung

Das Emo­ti­ons­coa­ching kann auch Ih­nen selbst da­bei hel­fen, auf Ih­re ei­ge­nen Ge­füh­le auf­merk­sam zu wer­den und sich un­an­ge­neh­me Ge­füh­le ein­zu­ge­ste­hen. Drücken Sie ru­hig zwi­schen­durch im­mer mal wie­der auf den „Pau­sen­knopf " und hor­chen Sie in sich hin­ein: Wie ist ei­gent­lich ge­ra­de mei­ne Stim­mung? Wel­che Ge­füh­le ha­ben die Si­tua­ti­on in mir aus­ge­löst? Dann kön­nen Sie auch bes­ser über­le­gen, was Ih­nen jetzt gut­tun oder hel­fen wür­de.

Welche professionellen Hilfen gibt es?

Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te für Kin­der

Fra­gen Sie Ihr Kind auch, ob es ein­mal mit je­mand an­de­rem spre­chen möch­te, der sich gut aus­kennt da­mit, wie es Kin­dern nach ei­ner Tren­nung geht und gut zu­hö­ren kann. Man­chen Kin­dern tut es gut, mit ei­nem Au­ßen­ste­hen­den zu spre­chen, sie ken­nen aber häu­fig An­ge­bo­te wie die Er­zie­hungs­be­ra­tung nicht, die auch für Kin­der und Ju­gend­li­che ei­ne Ein­zel­be­ra­tung oder Kin­der­grup­pen an­bie­tet. Ge­lingt Ih­nen die Zu­sam­men­ar­beit mit dem an­de­ren El­tern­teil nach der Tren­nung nicht oder nur schwer, kann Hil­fe von au­ßen er­for­der­lich sein. Trau­en Sie sich, Un­ter­stüt­zung bei­spiels­wei­se in ei­ner Er­zie­hungs­be­ra­tungs­stel­le zu ho­len. Sie brau­chen da­für auch nicht ab­zu­war­ten, bis es rich­tig schlimm ist!

Eine Beraterin sitzt mit Notizblock auf einem Sessel und beobachtet ein Kind, das vor ihr am Boden sitzt mit einem Stofftier.

Kin­der­the­ra­pie

Eine Gruppe von fünf Kindern, die gemeinsam mit Bauklötzen auf einem Teppich spielen. Zwei Kinder halten Kuscheltiere in der Hand

Kin­der­grup­pe

Ne­ben pro­fes­sio­nel­len Be­ra­tungs­an­ge­bo­ten für El­tern gibt es dort auch Kin­der­grup­pen, die sich eben­falls als wirk­sam er­wie­sen ha­ben, weil sie Kin­dern hel­fen, sich an die Tren­nung ih­rer El­tern zu ge­wöh­nen und ih­nen die Mög­lich­keit ge­ben, mit Gleich­ge­sinn­ten zu spre­chen. Wenn Ihr Kind durch die Tren­nung sehr stark be­las­tet ist und über einen län­ge­ren Zeit­raum star­ke emo­tio­na­le Pro­ble­me oder Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten zeigt, ist zu­dem auch ei­ne in­di­vi­du­el­le Un­ter­stüt­zung des Kin­des an­zu­ra­ten. An­ge­bo­te gibt es hier bei­spiels­wei­se bei Er­zie­hungs­be­ra­tungs­stel­len, nie­der­ge­las­se­nen Kin­der- und Ju­gend­li­chen­psy­cho­the­ra­peu­tin­nen und -the­ra­peu­ten oder ei­ner Kli­nik für Kin­der- und Ju­gend­psych­ia­trie.

Sie su­chen wei­ter­ge­hen­de In­for­ma­tio­nen zu Be­ra­tungs­an­ge­bo­ten?

MEHR ERFAHREN

 

Quellen

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te.

Birn­baum, R. & Sai­ni, M. (2013). A sco­ping re­view of qua­li­ta­ti­ve stu­dies about child­ren ex­pe­ri­en­cing pa­ren­tal se­pa­ra­ti­on. Child­hood, 20(2), 260–282. htt­ps://doi.org/10.1177/0907568212454148

Gott­man, J. M. (2011). Me­ta-emo­ti­on, child­ren's emo­tio­nal in­tel­li­gence, and buf­fe­ring child­ren from mar­ital con­flict. In C. D. Ryff & B. H. Sin­ger (Hrsg.), Se­ries in af­fec­ti­ve science. Emo­ti­on, so­ci­al re­la­ti­on­ships, and he­alth (S. 23–40). Ox­ford: Ox­ford Univ. Press.

Gott­man, J. & De­Claire, J. (1998). Kin­der brau­chen emo­tio­na­le In­tel­li­genz - ein Pra­xis­buch für El­tern. Hey­ne. 

Graf, J. (2005). Fa­mi­li­en­team - das Mit­ein­an­der stär­ken: Das Ge­heim­nis glück­li­chen Zu­sam­men­le­bens. Her­der.

Fol­gen von Tren­nung und Schei­dung für Kin­der
Wie rea­gie­ren Kin­der auf die Tren­nung der El­tern?

Kin­der rea­gie­ren ganz un­ter­schied­lich auf die Tren­nung ih­rer El­tern. Auf der fol­gen­den Sei­te er­hal­ten Sie In­for­ma­tio­nen zu den häu­figs­ten Tren­nungs­fol­gen und den Fak­to­ren, die die Tren­nungs­ver­ar­bei­tung bei Kin­dern be­ein­flus­sen.

MEHR ERFAHREN
Kin­der über die Tren­nung in­for­mie­ren
Wie kann man mit Kin­dern über die Tren­nung spre­chen?

Wenn die El­tern sich tren­nen, ha­ben Kin­der vie­le Fra­gen. Es ist wich­tig, mit ih­nen zu spre­chen, wie es wei­ter­geht. Er­fah­ren Sie auf der fol­gen­den Sei­te, wie man Ge­sprä­che mit den Kin­dern über die Tren­nung al­ters­ge­mäß durch­füh­ren kann.

MEHR ERFAHREN
Fa­mi­li­en­be­zie­hun­gen und Lo­ya­li­täts­kon­flik­te
Wie kön­nen die Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern­tei­len er­hal­ten wer­den?

Die meis­ten Kin­dern wün­schen sich nach der Tren­nung wei­ter­hin Kon­takt zu bei­den El­tern­tei­len. Auf der fol­gen­den Sei­te er­hal­ten Sie In­for­ma­tio­nen da­zu, wie Sie die Be­zie­hung Ih­rer Kin­der zum an­de­ren El­tern­teil för­dern und die Ent­ste­hung von Lo­ya­li­täts­kon­flik­te ver­mei­den kön­nen.

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