Ein­be­zug kind­li­cher Wün­sche bei Ent­schei­dun­gen zu Um­gangs- und Be­treu­ungs­re­ge­lun­gen

ak­tua­li­siert am 31.01.24   von Dr. Ul­ri­ke Lux und Dr. Ja­nin Zim­mer­mann   Ent­wick­lungs- und Fa­mi­li­en­psy­cho­lo­gie, Lud­wig-Ma­xi­mi­lians-Uni­ver­si­tät Mün­chen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Fair trennen und gemeinsam erziehen" steht. Gezeigt wird eine Familie in Halbfrontalansicht. Mutter und Vater blicken mit sorgenvoller Mimik, ihr Sohn im Vordergrund zeigt einen traurigen Gesichtsausdruck.

Warum soll­te man die Kin­der bei der Wahl der Betreuungs- oder Umgangsregelung ein­be­zie­hen?

Wol­len Kin­der ein­be­zo­gen wer­den?

Stu­di­en, bei de­nen Kin­der und jun­ge Er­wach­se­ne zu ih­ren Er­fah­run­gen mit der el­ter­li­chen Tren­nung be­fragt wur­den, kom­men über­ein­stim­mend zu die­sem Er­geb­nis: Kin­der wol­len bei wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen, die ihr Le­ben be­tref­fen, ein­be­zo­gen wer­den. Sie wol­len bei der Ent­schei­dungs­fin­dung ei­ne Stim­me be­kom­men und ih­re Wün­sche und Be­dürf­nis­se äu­ßern. An­dern­falls füh­len sie sich über­gan­gen.

Kin­der er­war­ten da­bei aber in der Re­gel nicht, dass al­les ge­nau so um­ge­setzt wird, wie sie es sich vor­stel­len. Ih­nen ist klar und sie wün­schen es sich so­gar, dass ih­re El­tern die­je­ni­gen sein sol­len, die am En­de ent­schei­den und auch die Ver­ant­wor­tung tra­gen. Die­se Er­war­tun­gen stim­men mit ih­ren Er­fah­run­gen bei ganz all­täg­li­chen Ent­schei­dun­gen über­ein wie et­wa bei der Fra­ge, was am Wo­chen­en­de un­ter­nom­men wird. Auch hier tref­fen die El­tern die Ent­schei­dung, aber Kin­der wol­len na­tür­lich mit­re­den und ih­re Vor­stel­lun­gen ein­brin­gen.

Junge im Kindergartenalter mit Sprechblase, in der steht: Ich will Mama und Papa gleich oft sehen!

 

Wel­che Vor­tei­le hat es, Kin­der ein­zu­be­zie­hen?

Wer­den Kin­der in wich­ti­ge Ent­schei­dungs­pro­zes­se ein­be­zo­gen, füh­len sie sich von ih­ren El­tern wert­ge­schätzt und mit ih­ren Ge­füh­len, Wün­schen und Be­dürf­nis­sen wahr­ge­nom­men. Dies stärkt nicht nur die El­tern-Kind-Be­zie­hung, son­dern auch das Selbst­be­wusst­sein und das Ge­fühl von Selbst­wirk­sam­keit der Kin­der – al­so die Über­zeu­gung, schwie­ri­ge Si­tua­tio­nen meis­tern zu kön­nen. Den El­tern er­mög­licht der Ein­be­zug ih­rer Kin­der, Lö­sun­gen zu fin­den, die an den Be­dürf­nis­sen der Kin­der aus­ge­rich­tet sind und die sie bes­ser ak­zep­tie­ren kön­nen.

Wie kann man Kinder bei wichtigen Entscheidungen einbeziehen?

Eltern sitzen auf dem Sofa. Kind steht gegenüber. Zwischen ihnen ist ein großer roter verstrickter Faden. Am einen Ende des Fadens sind Fragezeichen, am anderen Ende eine Glühbirne als Zeichen für die Lösung.

Der ro­te Fa­den

Der ro­te Fa­den

Die Fra­ge, wie man Kin­der am bes­ten bei der Wahl ei­ner Be­treu­ungs- oder Um­gangs­re­ge­lung ein­be­zieht, ist nicht ein­fach zu be­ant­wor­ten. Hier spie­len vie­le Fak­to­ren ei­ne Rol­le, wie das Al­ter und Tem­pe­ra­ment der Kin­der, aber auch wie ei­nig die El­tern sich in ih­ren Vor­stel­lun­gen zu mög­li­chen Re­ge­lun­gen sind. Die fol­gen­den Schrit­te bie­ten Ih­nen ei­ne Ori­en­tie­rungs­hil­fe.

Sie hät­ten den Ab­lauf ger­ne als Do­ku­ment zum Wei­ter­ge­ben oder in Ru­he Sel­ber­le­sen? Hier fin­den Sie den Leit­fa­den für das Ge­spräch als PDF.

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Gu­te Vor­be­rei­tung

Be­vor Sie mit Ih­ren Kin­dern über ei­ne mög­li­che Be­treu­ungs­re­ge­lung spre­chen, soll­ten Sie sich als El­tern schon ein­mal da­zu ab­ge­stimmt ha­ben, wel­che Re­ge­lun­gen für Sie bei­de grund­sätz­lich vor­stell­bar und um­setz­bar wä­ren. Ne­ben Ih­rer ei­ge­nen Le­bens­si­tua­ti­on soll­ten bei die­sen Über­le­gun­gen na­tür­lich auch die Be­dürf­nis­se Ih­rer Kin­der be­rück­sich­tigt wer­den, z. B. im Hin­blick auf Kon­takt zu Freun­den, Frei­zeitak­ti­vi­tä­ten, Kin­der­gar­ten und Schu­le. Hier fin­den Sie wei­te­re In­for­ma­tio­nen zu wich­ti­gen Kri­te­ri­en für die Auswahl einer Be­treu­ungs­re­ge­lung .

Über­le­gen Sie sich am bes­ten auch vor­ab, ob Sie mit al­len Kin­dern ge­mein­sam spre­chen wol­len oder ein­zeln. Bei­des kann sinn­voll sein. Bei jün­ge­ren Ge­schwis­tern soll­te man al­ler­dings be­rück­sich­ti­gen, dass die­se oft da­zu nei­gen, sich bei schwie­ri­gen Fra­gen an ih­ren äl­te­ren Ge­schwis­tern zu ori­en­tie­ren, statt ih­re ei­ge­nen Wün­sche zu äu­ßern.

 

Ein gleichgeschlechtliches getrenntes Paar, zwei Frauen, die sich kooperativ die Hand geben.
Mutter und Tochter sitzen auf einem Stuhl und unterhalten sich.

Ge­spräch mit Kind

 

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Der Ein­stieg ins Ge­spräch

All­ge­mein gilt, dass Kin­der ins­be­son­de­re in der Zeit nach der Tren­nung Ori­en­tie­rung und Si­cher­heit von Ih­nen be­nö­ti­gen, weil sich so vie­les ver­än­dert ( Kinder in der Trennungssituation ). Sa­gen Sie ih­nen des­halb am An­fang des Ge­sprächs, worum es geht, al­so bei­spiels­wei­se um die Be­treu­ungs­re­ge­lung nach der Tren­nung. Ein ers­tes Ge­spräch über die­ses The­ma kann bei­spiels­wei­se schon er­fol­gen, wenn Sie Ih­ren Kin­dern erst­ma­lig von der Tren­nung er­zäh­len ( Aufklärung über die Trennung ). Da­bei könn­ten Sie Ih­ren Kin­dern erst ein­mal er­klä­ren, wel­che Mög­lich­kei­ten es gibt, et­wa mit­hil­fe der Vi­deos auf die­ser Web­sei­te zu den ver­schie­de­nen Be­treu­ungs­mo­del­len ( Erklärvideos Betreuungsmodelle ).

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Die Wün­sche Ih­rer Kin­der er­fra­gen

An­schlie­ßend kön­nen Sie mit Ih­ren Kin­dern be­spre­chen, was die­se und was Sie sich gut vor­stel­len könn­ten, die Kin­der fra­gen, was sie von Ih­ren Ide­en hal­ten, was sie sich mög­li­cher­wei­se an­ders wün­schen und was ih­nen be­son­ders wich­tig ist. Es ist rat­sam, Ge­sprä­che zur Be­treu­ung nicht auf die Fra­ge nach ei­ner all­ge­mei­nen Re­ge­lung zu be­schrän­ken, son­dern mit den Kin­dern kon­kret dar­über zu spre­chen, was ih­nen bei der Aus­ge­stal­tung der Be­treu­ungs­re­ge­lung be­son­ders wich­tig ist wie et­wa, ob der Wech­sel am Frei­tag di­rekt nach der Schu­le oder lie­ber erst nach­mit­tags statt­fin­den soll, wie das neue Kin­der­zim­mer ein­ge­rich­tet wird oder wel­che Spiel­sa­chen im­mer mit­ge­nom­men wer­den sol­len.

Er­mu­ti­gen Sie Ih­re Kin­der, ih­re Mei­nun­gen und Wün­sche frei zu äu­ßern, auch wenn die­se sich von Ih­ren ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen un­ter­schei­den. Ver­si­chern Sie ih­nen, dass die Ver­ant­wor­tung für die Ent­schei­dung nicht auf ih­ren Schul­tern liegt, son­dern bei den Er­wach­se­nen. Spre­chen Sie aber auch dar­über, dass Sie nicht ver­spre­chen kön­nen, al­le Wün­sche der Kin­der ge­nau so um­zu­set­zen.

 

Vater und Tochter sitzen im Wohnzimmer auf dem Boden und unterhalten sich.

Wün­sche er­fra­gen

Ein Vater spielt mit seinem Sohn mit Bauklötzen auf dem Boden.

Vater und Kind spielen

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Ab­schluss des Ge­sprächs

In­for­mie­ren Sie sie zu­letzt dar­über, wie es nach dem Ge­spräch wei­ter­geht, al­so bei­spiels­wei­se, dass Sie sich noch ein­mal Ge­dan­ken ma­chen und mit dem an­de­ren El­tern­teil die Ent­schei­dung ge­mein­sam tref­fen wer­den. Ein Ge­spräch über wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen ist für al­le Be­tei­lig­ten an­stren­gend. Be­en­den Sie das Ge­spräch am bes­ten, in­dem Sie Ih­ren Kin­dern ei­ne schö­ne ge­mein­sa­me Be­schäf­ti­gung vor­schla­gen, bei der Sie al­le zu­sam­men Spaß ha­ben und den Kopf wie­der frei be­kom­men, viel­leicht ein Spiel spie­len oder auf den Spiel­platz ge­hen.

 

Hör­bei­spiel: Ein Ge­spräch über das Be­treu­ungs­mo­dell

Hier kön­nen Sie sich ein Bei­spiel an­hö­ren, wie ein Ge­spräch über die Wahl des Be­treu­ungs­mo­dells ab­lau­fen kann.

 

Ein Ge­spräch über das Be­treu­ungs­mo­dell
Er­zäh­ler: Ste­fa­nie Mül­ler und En­ri­co Ros­si ha­ben sich ge­trennt und möch­ten nun zu­sam­men mit ih­rem Sohn To­ni über die künf­ti­ge Be­treu­ungs­re­ge­lung spre­chen. Sie ha­ben be­schlos­sen, das Ge­spräch mit To­ni heu­te bei Ste­fa­nie in der Woh­nung zu füh­ren, nach­dem En­ri­co To­ni vom Fuß­ball ab­ge­holt hat.

Ste­fa­nie Mül­ler: Hal­lo ihr bei­den. Wie war das Fuß­ball­trai­ning?

To­ni Ros­si: To­tal cool. Ich ha­be beim Elf­me­ter­schie­ßen vier­mal ge­trof­fen!! Stimmt‘s, Pa­pa?

En­ri­co Ros­si: Das stimmt. Da hast du‘s dem Tor­wart aber ge­zeigt (lacht).

Ste­fa­nie Mül­ler: Das ist ja su­per! Du To­ni, dein Pa­pa ist heu­te mit her­ge­kom­men, weil wir ger­ne mal mit Dir dar­über spre­chen wol­len, wie wir re­geln kön­nen, an wel­chen Ta­gen du bei Pa­pa oder bei mir bist.

En­ri­co Ros­si: Ja ge­nau, Ma­ma und ich ha­ben schon ein biss­chen dar­über ge­spro­chen, wie wir das mit den Woh­nun­gen und un­se­ren Jobs re­geln könn­ten, da­mit wir bei­de trotz­dem so viel Zeit wie mög­lich mit dir ver­brin­gen kön­nen.

Ste­fa­nie Mül­ler: Uns ist vor al­lem aber auch wich­tig, dass Du dich mit der Re­ge­lung wohl­fühlst. Wir woll­ten dich des­halb fra­gen, was su dir wünscht und was sir bei der Re­ge­lung be­son­ders wich­tig ist. Magst du uns mal er­zäh­len, was du so denkst?

To­ni Ros­si: Mh­hh... ich weiß gar nicht, ..., kann ich euch nicht ein­fach gleich oft se­hen?

En­ri­co Ros­si: Du weißt ja schon, dass ich jetzt ei­ne Woh­nung in der Nä­he von Ma­ma ge­mie­tet ha­be. Da hät­test du auch dein ei­ge­nes Kin­der­zim­mer, was wir ge­mein­sam für dich ein­rich­ten könn­ten. Was denkst Du dar­über?

To­ni Ros­si (kri­tisch): Soll ich da dann mit mei­nen gan­zen Spiel­sa­chen um­zie­hen und wür­de dann bei dir woh­nen? Wollt ihr, dass ich mich jetzt ent­schei­den muss, bei wem ich lie­ber woh­nen will?

En­ri­co Ros­si: Wir möch­ten dir auf kei­nen Fall das Ge­fühl ge­ben, dass du dich ent­schei­den musst. Ich mein­te nicht, dass du jetzt nur noch bei mir woh­nen sollst, son­dern ab­wech­selnd bei Ma­ma und bei mir. Und wenn du bei mir bist, wä­re es doch schön, wenn wir zu­sam­men ein Zim­mer für dich ein­rich­ten. Na­tür­lich be­hältst du auch dein Kin­der­zim­mer bei Ma­ma.

To­ni Ros­si: Mhm, ja, okay. Aber mei­ne Freun­de woh­nen ja al­le hier bei Ma­ma. Au­ßer­dem dau­ert die Bus­fahrt zu dir zie­ee­em­lich lang. Und es ist ir­gend­wie doof, wenn ich im­mer mein gan­zes Zeug mit­neh­men muss. Oder wir kau­fen ein­fach al­les noch­mal!

Ste­fa­nie Mül­ler: Ver­ste­he. Aber To­ni, Pa­pa und ich kön­nen es uns nicht leis­ten, dei­ne gan­zen Sa­chen noch­mal zu kau­fen. Viel­leicht kannst du ja mal schau­en, wel­che Sa­chen du am liebs­ten magst, dann kannst Du die ja im­mer mit­neh­men. Was meinst du?

En­ri­co Ros­si: Dei­ne Freun­de sollst du na­tür­lich trotz­dem wei­ter­hin se­hen, wenn du bei mir bist. Aber lass uns mal über­le­gen, an wel­chen Ta­gen du im­mer bei mir sein willst. Zur Schu­le könn­te ich dich im­mer auf mei­nem Weg in die Ar­beit mit­neh­men. Wie fän­dest du das?

To­ni Ros­si: Mhh, ganz gut, glaub ich...

Ste­fa­nie Mül­ler: Da Pa­pa und ich viel ar­bei­ten, dich aber so oft wie mög­lich se­hen wol­len, könn­ten wir uns ein­fach wö­chent­lich ab­wech­seln. Das sind aber al­les erst­mal nur Vor­schlä­ge, du musst nicht gleich dei­ne Mei­nung da­zu sa­gen.

En­ri­co Ros­si: Ich hab ei­ne Idee: Wir könn­ten es doch so ma­chen, dass Ma­ma oder ich Dich im­mer frei­tags nach der Schu­le ab­ho­len, al­so dass Frei­tag der Wech­sel­tag von Ma­ma zu mir oder von mir zu Ma­ma ist. Wie klingt das für Dich, To­ni?

To­ni Ros­si: Ja, aber ich ha­be ja Frei­tagnach­mit­tag im­mer noch Fuß­ball­trai­ning nach der Schu­le, da will ich ei­gent­lich schon wei­ter hin­ge­hen.

Ste­fa­nie Mül­ler: Stimmt, gut, dass du es sagst. Mh, wenn du magst und Pa­pa auch ein­ver­stan­den ist, könn­ten wir dich ja ab­wech­selnd dann di­rekt vom Trai­ning ab­ho­len.

En­ri­co Ros­si. Das klingt gut. Dann könn­ten Ma­ma und ich dir so­gar noch ein biss­chen beim Spie­len zu­schau­en, so wie heu­te.

To­ni Ros­si: Ja! Das wä­re toll!

Ste­fa­nie Mül­ler: Su­per. Wie wä­re es denn, wenn wir das mit den wö­chent­li­chen Wech­seln jetzt mal für die nächs­ten drei Mo­na­te aus­pro­bie­ren und Du ein­fach mal schaust, wie es dir ge­fällt?

To­ni Ros­si: Ja, das klingt gut.

En­ri­co Ros­si: Das freut mich! Ich den­ke auch, dass das so ge­ra­de am bes­ten passt. Du kannst uns na­tür­lich im­mer sa­gen, wenn du die Wech­sel nicht mehr so gut fin­dest. Dann set­zen wir uns ein­fach wie­der zu­sam­men und spre­chen dar­über.

To­ni Ros­si: Mhm, ok.

En­ri­co Ros­si: Gut. Wol­len wir jetzt noch­mal ei­ne Run­de Elf­me­ter schie­ßen?

To­ni Ros­si: Au ja. Ich schieß als Ers­ter!

Häu­fi­ge Fra­gen zum Einbezug der Wün­sche der Kin­der

Häu­fi­ge Fra­gen

Im Fol­gen­den fin­den Sie Ant­wor­ten zu Fra­gen, die sich El­tern häu­fig stel­len, wenn Sie die Wün­sche ih­rer Kin­der bei der Um­gangs- oder Be­treu­ungs­re­ge­lung be­rück­sich­ti­gen wol­len.

Wie alt die Kin­der sind, ist ei­ne wich­ti­ge Fra­ge, die man beim Ein­be­zug der Kin­der be­rück­sich­ti­gen soll­te. Kin­der müs­sen tat­säch­lich schon ei­ni­ge Fä­hig­kei­ten ha­ben, um ih­re Wün­sche bei wich­ti­gen Fra­gen ein­brin­gen zu kön­nen. Sie brau­chen bei­spiels­wei­se grund­le­gen­de sprach­li­che Fä­hig­kei­ten, sie müs­sen schon in die Zu­kunft den­ken und Plä­ne ent­wi­ckeln und sich in die Per­spek­ti­ve an­de­rer hin­ein­ver­set­zen kön­nen. Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gi­sche Un­ter­su­chun­gen las­sen al­ler­dings dar­auf schlie­ßen, dass sich vie­le der not­wen­di­gen Fä­hig­kei­ten schon sehr früh ent­wi­ckeln und Kin­der sich des­halb be­reits im Al­ter von drei bis fünf Jah­ren zu­min­dest zu All­tags­fra­gen gut äu­ßern kön­nen. An­de­re Fä­hig­kei­ten, wie et­wa wi­der­sprüch­li­che Ge­füh­le ein­zu­ord­nen, oder un­ter­schied­li­che Er­fah­run­gen ge­gen­ein­an­der ab­zu­wä­gen und Ent­schei­dun­gen zu be­grün­den, ent­wi­ckeln sich hin­ge­gen erst all­mäh­lich ab dem En­de der Grund­schul­zeit. Zu­dem un­ter­schei­den sich Kin­der na­tür­lich auch in ih­rem Ent­wick­lung­stem­po.

Mutter sitzt mit Tochter auf einer Couch. Die Tochter erzählt etwas und die Mutter hört zu.

Mutter und Kind im Gespräch

Ins­ge­samt ist es al­so mög­lich, Kin­der schon sehr früh bei Ent­schei­dun­gen ein­zu­be­zie­hen, wo­bei man auf ei­ne ein­fa­che, kind­ge­rech­te Spra­che ach­ten soll­te und nicht die Er­war­tung ha­ben darf, dass die Kin­der ei­ne voll­stän­di­ge Lö­sung für al­le Fra­gen lie­fern. Je nach Al­ter kann sich der Ein­be­zug un­ter Um­stän­den dar­auf be­schrän­ken, wel­che Spiel­sa­chen das Kind beim Um­gang da­bei­ha­ben will oder ob es vor dem Ein­schla­fen mit dem an­de­ren El­tern­teil te­le­fo­nie­ren möch­te, wäh­rend bei äl­te­ren Kin­dern und Ju­gend­li­chen um­fas­sen­de Ge­sprä­che über die Aus­ge­stal­tung von Be­treu­ungs­zei­ten oder Um­zugsplä­ne mög­lich sind.

 

In Stu­di­en hat sich ge­zeigt, dass die Mehr­heit der Kin­der nach ih­rer Mei­nung ge­fragt wer­den will. Es gibt aber na­tür­lich auch Kin­der, die sich her­aus­hal­ten wol­len und möch­ten, dass ih­re El­tern für sie ent­schei­den. Es kann sein, dass Kin­der die Fra­ge, was sie ger­ne möch­ten, ge­ra­de ein­fach nicht be­ant­wor­ten kön­nen oder Sor­ge ha­ben, einen El­tern­teil zu ver­let­zen oder den Streit zwi­schen den El­tern zu ver­stär­ken.

Als El­tern kön­nen Sie ver­su­chen, auf mög­li­cher­wei­se vor­han­de­ne Ängs­te Ih­res Kin­des ein­zu­ge­hen, in­dem Sie ihm ver­si­chern, dass es kei­ne rich­ti­gen und falschen Ant­wor­ten gibt, es nichts ent­schei­den muss und be­ste­hen­de Re­ge­lun­gen auch wie­der ver­än­dert wer­den kön­nen. Wenn Ihr Kind sich trotz­dem nicht äu­ßern möch­te, soll­ten Sie dies ak­zep­tie­ren. Sie kön­nen Ih­rem Kind zum Ab­schluss sa­gen, dass es je­der­zeit zu Ih­nen kom­men kann, wenn es doch dar­über spre­chen und sei­ne Wün­sche ein­brin­gen möch­te. Wenn Sie die Ent­schei­dung dann ge­trof­fen ha­ben, kann es nach ei­ner Zeit zu­dem hilf­reich sein, Ihr Kind zu fra­gen, wie es ihm mit der Re­ge­lung geht und ob es sich et­was an­ders wünscht.

 

Ein Mädchen, das ihren Kopf auf den verschränkten Armen ablegt und sich sorgt. Das Kind sieht durcheinander aus.

Kind, das sich nicht äu­ßern will

Wenn die Wün­sche der Kin­der stark von dem ab­wei­chen, was Sie und der an­de­re El­tern­teil für rich­tig hal­ten oder auf­grund Ih­rer per­sön­li­chen Si­tua­ti­on um­set­zen kön­nen, ist es be­son­ders wich­tig, dass Sie den Kin­dern Ih­re Ent­schei­dung er­klä­ren und als El­tern ge­mein­sam an ei­nem Strang zie­hen. Hö­ren Sie bei Ih­ren Kin­dern nach, wie es ih­nen da­mit geht. Zei­gen Sie trotz­dem Ver­ständ­nis für die Wün­sche Ih­rer Kin­der. Für sie ist es wich­tig, zu mer­ken, dass Sie ih­re Wün­sche und Be­dürf­nis­se ernst neh­men und sich da­mit aus­ein­an­der­ge­setzt ha­ben, auch wenn sie sich nicht um­set­zen las­sen.

Mutter und Kind sitzt auf der Couch. Kind sieht bedrückt aus und sitzt mit verschränkten Armen und Beinen da. Die Mutter nimmt das Kind in den Arm.

Mut­ter und Kind im Ge­spräch

Au­ßer­dem ist es hilf­reich, wenn Sie sich er­kun­di­gen, was Sie tun kön­nen, da­mit Ih­re Kin­der die Ent­schei­dung bes­ser ak­zep­tie­ren kön­nen, und was ih­nen bei ei­ner Re­ge­lung be­son­ders wich­tig ist. Mög­li­cher­wei­se kön­nen Sie so die Re­ge­lung in ei­ni­gen Punk­ten an­pas­sen, so­dass sie den Vor­stel­lun­gen Ih­rer Kin­der mehr ent­spricht. Si­cher­lich fin­den Sie Mög­lich­kei­ten, wie Ih­re Kin­der sich bei der kon­kre­ten Um­set­zung ei­ner Re­ge­lung mit ih­ren Vor­stel­lun­gen ein­brin­gen kön­nen, auch wenn die grund­sätz­li­che Re­ge­lung von Ih­nen als El­tern vor­ge­ge­ben wird.

 

Wenn sich die Vor­stel­lun­gen Ih­rer Kin­der deut­lich von­ein­an­der un­ter­schei­den, kann es sehr her­aus­for­dernd sein, ei­ne pas­sen­de Lö­sung zu fin­den. In den meis­ten Fäl­len wün­schen sich Kin­der trotz un­ter­schied­li­cher Vor­stel­lun­gen den­noch ei­ne ge­mein­sa­me Re­ge­lung mit ih­ren Ge­schwis­tern und kön­nen es gut ak­zep­tie­ren, so­lan­ge ei­ne faire Lö­sung für al­le ge­fun­den wer­den kann. Die meis­ten Stu­di­en be­le­gen, dass es wich­tig ist, Ge­schwis­ter mög­lichst nicht von­ein­an­der zu tren­nen, um die Ge­schwis­ter­be­zie­hung nicht zu be­las­ten. Au­ßer­dem stüt­zen sich Ge­schwis­ter häu­fig ge­gen­sei­tig in der Tren­nungs­si­tua­ti­on und ver­ar­bei­ten die Tren­nung der El­tern leich­ter ge­mein­sam.

zwei Kinder und ein Jugendlicher, die Rucksäcke aufhaben.

Kinder in unterschiedlichem Alter

Manch­mal kann es je­doch vor­kom­men, dass sich die je­wei­li­gen Vor­stel­lun­gen und Be­dürf­nis­se der Kin­der so stark von­ein­an­der un­ter­schei­den, dass ein­fach kei­ne gu­te Lö­sung ge­fun­den wer­den kann, die für al­le Ge­schwis­ter passt. Dies kann zum Bei­spiel der Fall sein, wenn die Kin­der vom Al­ter sehr weit aus­ein­an­der­lie­gen. Wäh­rend bei Grund­schul­kin­dern noch die ge­mein­sa­me Zeit mit den El­tern im Mit­tel­punkt steht, ist für Ju­gend­li­che vor al­lem von Be­deu­tung, wie gut sich ei­ne Be­treu­ungs­re­ge­lung mit der Schu­le, ih­ren Hob­bys und dem Tref­fen von Freun­din­nen und Freun­den ver­ein­ba­ren lässt. Zu­dem kann es na­tür­lich auch Un­ter­schie­de ge­ben, wel­chem El­tern­teil sich die Ge­schwis­ter nä­her füh­len oder wie gut sie sich mit der neu­en Le­bens­ge­fähr­tin oder dem neu­en Le­bens­ge­fähr­ten ei­nes El­tern­teils ver­ste­hen. Manch­mal kann es dann sinn­voll sein, für Kin­der un­ter­schied­li­che Re­ge­lun­gen zu fin­den, um ih­ren be­son­de­ren Be­dürf­nis­sen aus­rei­chend ge­recht zu wer­den. Vie­le Kin­der ge­nie­ßen es, einen El­tern­teil zeit­wei­se auch mal ganz für sich al­lein zu ha­ben. Wenn sie sehr un­ter­schied­li­che Be­dürf­nis­se ha­ben, um­so mehr. Es soll­te aber den­noch dar­auf ge­ach­tet wer­den, dass die Ge­schwis­ter wei­ter­hin mög­lichst viel Zeit ge­mein­sam ver­brin­gen.

 

Bei­spiel für ei­ne Re­ge­lung

Die sechs­jäh­ri­ge Ay­lin wech­selt wö­chent­lich, weil sie mit bei­den El­tern­tei­len mög­lichst viel Zeit ver­brin­gen will. Der zwölf­jäh­ri­ge Can wohnt über­wie­gend beim Va­ter und ist al­le vier­zehn Ta­ge am Wo­chen­en­de von Frei­tag bis Sonn­tag bei sei­ner Mut­ter. Ihm war es vor al­lem wich­tig, je­de Wo­che sei­ne Freun­de spon­tan tref­fen zu kön­nen, wel­che beim Va­ter in der Nach­bar­schaft woh­nen. Au­ßer­dem war es ihm lie­ber, sei­ne Schul­sa­chen nur bei ei­nem El­tern­teil zu ha­ben und nicht im­mer an al­les den­ken zu müs­sen, was er für die nächs­te Wo­che braucht. Je­des Kind hat so ei­ne Re­ge­lung, die zu sei­nen Be­dürf­nis­sen passt. Trotz­dem sind Can und Ay­lin an zehn von 14 Ta­gen ge­mein­sam bei ei­nem El­tern­teil.

Kalender, in dem für zwei Kinder die jeweiligen Termine und Übergabetage eingetragen sind.
Frau und Mann stehen vor einem großen Kalender, in dem verschiedene Felder eingekreist sind. Der Mann hält einen großen Stift in der Hand und spricht mit der Frau.

Eltern bei der Planung

Kin­der kön­nen sich meist nur schwer vor­stel­len, wie ei­ne be­stimm­te Re­ge­lung tat­säch­lich im All­tag aus­sieht und wie es ih­nen da­mit ge­hen wird. Bei­spiels­wei­se hält ein Kind ei­ne ge­teil­te Be­treu­ung viel­leicht erst ein­mal für ei­ne faire Lö­sung, stellt dann aber fest, dass es bei wö­chent­li­chen Wech­seln einen El­tern­teil sehr ver­misst, oder es auf ein­mal schwer ist, Kon­takt zu Freun­den und Freun­din­nen zu hal­ten. Wenn die fa­mi­li­äre Si­tua­ti­on dies zu­lässt, kann es hilf­reich sein, erst ein­mal ei­ne Pro­be­zeit für viel­leicht drei Mo­na­te zu ver­ein­ba­ren, in der die Fa­mi­lie ers­te Er­fah­run­gen mit ei­nem Be­treu­ungs­mo­dell sam­meln kann. An­schlie­ßend kann noch ein­mal be­spro­chen wer­den, wie es den Kin­dern mit dem Mo­dell geht, ob es et­was gibt, was sie sich an­ders wün­schen, und wo viel­leicht An­pas­sun­gen sinn­voll sind.

 

Beim Ein­be­zie­hen der Kin­der müs­sen El­tern auf­pas­sen, dass ih­re Kin­der nicht das Ge­fühl be­kom­men, dass sie sich zwi­schen ih­ren El­tern ent­schei­den müs­sen oder sich un­ter Druck ge­setzt füh­len, den Wün­schen der El­tern ge­recht wer­den zu müs­sen. Ziel soll­te sein, dass die Kin­der ih­re Be­dürf­nis­se of­fen äu­ßern kön­nen.

Was ver­mie­den wer­den soll­te

  • Kin­der soll­ten kei­nes­falls in die Rol­le ei­nes Schieds­rich­ters ge­ra­ten bei Fra­gen, die die El­tern mit­ein­an­der nicht klä­ren kön­nen.
  • Dis­ku­tie­ren Sie kei­ne strit­ti­gen Fra­gen oder Vor­schlä­ge, die of­fen­sicht­lich der ei­ne oder der an­de­re El­tern­teil be­vor­zugt, mit Ih­ren Kin­dern und er­war­ten Sie nicht, dass die Kin­der Ih­nen die Ent­schei­dung ab­neh­men. Dies über­for­dert Kin­der und setzt sie un­ter Druck.
  • Ver­mei­den Sie es, Ih­re Kin­der in die von Ih­nen ge­wünsch­te Rich­tung zu be­ein­flus­sen. Dies kann Kin­der sehr ver­un­si­chern und sich ne­ga­tiv auf ihr Ver­trau­ens­ver­hält­nis zu Ih­nen aus­wir­ken. Hier fin­den Sie mehr In­for­ma­tio­nen zu dem The­ma Bin­dungs­to­le­ranz .
Ein Mädchen im Rollstuhl, die zwischen ihren Eltern steht. In einer Gedankenblase wird beschrieben, dass sie sich nicht zwischen ihren Eltern entscheiden möchte.

Be­fra­gun­gen von Tren­nungs­kin­dern ha­ben er­ge­ben, dass Kin­der sich meist fle­xi­ble Re­ge­lun­gen wün­schen, die sich an ih­re Be­dürf­nis­se ­an­pas­sen. Die­se Be­dürf­nis­se kön­nen sich aber mit der Zeit än­dern, so­dass Re­ge­lun­gen re­gel­mä­ßig über­prüft und bei Be­darf ver­än­dert wer­den soll­ten. Man­che Kin­der ma­chen es ih­ren El­tern leicht, in­dem sie ih­re Wün­sche of­fen äu­ßern. Bei an­de­ren Kin­dern wer­den An­pas­sungs­wün­sche viel­leicht eher über Um­we­ge deut­lich, in­dem sie bei­spiels­wei­se plötz­lich er­klä­ren, nicht zum an­de­ren El­tern­teil zu wol­len oder schlecht ge­launt zu­rück­keh­ren.

In sol­chen Si­tua­tio­nen ist es rat­sam, nicht vor­ei­lig zu han­deln, son­dern ge­nau hin­zu­schau­en, was sich hin­ter sol­chen Äu­ße­run­gen und Ge­füh­len des Kin­des ver­birgt. Spre­chen Sie mit Ih­ren Kin­dern über die Grün­de (viel­leicht­ mit der Tech­nik des Emo­ti­ons­coa­chings ) und su­chen Sie auch das Ge­spräch mit dem an­de­ren El­tern­teil. Manch­mal wol­len Kin­der nur ei­ner un­an­ge­neh­men Si­tua­ti­on aus dem Weg ge­hen, wie et­wa ei­nem Ver­bot bei ei­nem El­tern­teil, die aber zum nor­ma­len All­tag da­zu ge­hört. Manch­mal ist die ak­tu­el­le Re­ge­lung für die Kin­der tat­säch­lich nicht mehr ge­eig­net, wenn sie bei­spiels­wei­se auf­grund der be­ste­hen­den Re­ge­lung ei­nem Hob­by nicht nach­ge­hen kön­nen, das sie ger­ne ma­chen wür­den, so­dass sie an­ge­passt wer­den muss.

Eine Trennungsfamilie mit Eltern und zwei Kindern. Das kleinere Mädchen steht neben der Mutter, ihnen gegenüber der Vater mit Sohn. Der Sohn äußert den Wunsch, beim Vater leben zu wollen.

Vie­le Kin­der ha­ben Hem­mun­gen, ih­ren El­tern zu sa­gen, wenn sie mit ei­nem be­ste­hen­den Mo­dell, das viel­leicht auch ei­ne Wei­le gut ge­passt hat, zu­neh­mend un­glück­lich sind. Sie wol­len auch kei­nen El­tern­teil ver­let­zen. Um ein Mo­dell gut an den Be­dürf­nis­sen ih­rer Kin­der aus­zu­rich­ten, ist es da­her wich­tig, in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den die In­itia­ti­ve zu er­grei­fen und ge­mein­sam mit den Kin­dern und dem an­de­ren El­tern­teil zu prü­fen, ob das be­ste­hen­de Mo­dell wei­ter­hin an­ge­mes­sen ist. Blei­ben Sie al­so of­fen für Ver­än­de­run­gen und su­chen Sie nach ge­mein­sa­men Lö­sun­gen.

Was ist, wenn die Kinder beeinflusst werden?

Vor al­lem, wenn El­tern nach der Tren­nung sehr un­ter­schied­li­che Vor­stel­lun­gen über die Be­treu­ungs­zei­ten ha­ben oder den Um­gang in ei­nem fa­mi­li­en­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren klä­ren, in dem Kin­der auch durch das Ge­richt zu ih­ren Wün­schen und Vor­stel­lun­gen be­fragt wer­den ( Kindeswohl und Kindeswille ), ha­ben vie­le El­tern die Sor­ge, dass ih­re Kin­der vom an­de­ren El­tern­teil be­ein­flusst wer­den. Sie be­fürch­ten, dass die Kin­der nur das wie­der­ge­ben, was der an­de­re El­tern­teil ih­nen vor­ge­ge­ben hat. In sol­chen Si­tua­tio­nen stellt sich die Fra­ge, wie El­tern mit den ge­äu­ßer­ten Wün­schen ih­rer Kin­der um­ge­hen kön­nen. Ei­ne ein­fa­che Ant­wort gibt es hier­zu lei­der nicht, aber fol­gen­de Punk­te kön­nen Ih­nen Ori­en­tie­rung bie­ten:

 

Mutter steht mit offenen Armen vor ihrer Tochter, die zu ihr aufschaut.

Mutter spricht mit Tochter

Für Kin­der ist es sehr ver­let­zend, wenn sie das Ge­fühl ha­ben, dass ih­re El­tern ih­nen nicht glau­ben und ih­re Äu­ße­run­gen und Wün­sche als blo­ße Be­ein­flus­sun­gen durch den an­de­ren El­tern­teil ab­wer­ten. Kin­der wün­schen sich von ih­ren El­tern, dass sie ih­re Äu­ße­run­gen re­spek­tie­ren, ih­nen Ver­ständ­nis ent­ge­gen­brin­gen und sich mit ih­ren Wün­schen aus­ein­an­der­set­zen. Dies ist auch dann wich­tig, wenn Sie den Ein­druck ha­ben, dass sich Ihr Kind bei sei­nen Äu­ße­run­gen stark am einen oder an­de­ren El­tern­teil ori­en­tiert.

 

Frau mit großer Lupe

Nach Grün­den su­chen

Mög­li­cher­wei­se hat Ihr Kind auch gu­te Grün­de, warum es mehr Zeit mit dem einen oder an­de­ren oder gar gleich viel Zeit mit bei­den El­tern­tei­len ver­brin­gen möch­te. Wenn Ihr Kind we­ni­ger Zeit bei Ih­nen ver­brin­gen möch­te, als Sie sich dies ei­gent­lich wün­schen, kann es hilf­reich sein, wenn Sie sich die Fra­ge stel­len, ob Sie viel­leicht an der Ge­stal­tung der Zeit bei Ih­nen et­was än­dern kön­nen. Be­zie­hen Sie Ihr Kind bei der Ge­stal­tung der Zeit bei Ih­nen ak­tiv ein und fra­gen Sie es nach sei­nen Ide­en und Wün­schen!

Sie su­chen Tipps zur Ge­stal­tung von Um­gangs­kon­tak­ten?

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Neh­men Sie Hin­wei­se auf Be­ein­flus­sun­gen bei Ih­rem Kind wahr, soll­ten Sie kei­nes­falls ver­su­chen, Ihr Kind im Ge­gen­zug von Ih­rer Mei­nung zu über­zeu­gen oder eben­falls ne­ga­tiv über den an­de­ren El­tern­teil spre­chen. Kin­der füh­len sich sonst schnell im Kon­flikt zwi­schen ih­ren El­tern ge­fan­gen. Lang­fris­tig kann dar­un­ter die Ver­trau­ens­be­zie­hung zu bei­den El­tern­tei­len lei­den. Zu­dem kann es sich ne­ga­tiv auf die Ent­wick­lung und das Wohl­be­fin­den der Kin­der aus­wir­ken, wenn sie in Loyalitätskonflikte zwi­schen ih­ren El­tern ge­ra­ten.

Bild, das Mutter und Sohn in der Beratung zeigt. Mutter und Sohn im Teenageralter sitzen auf der Coach, der Berater im Stuhl gegenüber. Der Sohn nimmt eine lässig-gelangweilte Haltung ein, die Mutter zeigt eine ratlose Gestik.

El­tern im Ge­spräch mit Kind


Spre­chen Sie Ih­re Sor­gen mög­lichst beim an­de­ren El­tern­teil an und su­chen Sie sich fach­li­che Be­ra­tung da­zu, wie Sie Ihr Kind vor dem Ein­be­zug in die El­tern­kon­flik­te schüt­zen kön­nen. Ver­zich­ten Sie da­bei mög­lichst auf Vor­wür­fe ge­gen­über dem an­de­ren El­tern­teil, dass die­ser Ihr Kind ab­sicht­lich ma­ni­pu­lie­ren wür­de. Oft pas­sie­ren Be­ein­flus­sun­gen tat­säch­lich ganz un­be­wusst, vor al­lem wenn die Si­tua­ti­on zwi­schen den El­tern sehr strit­tig ist, et­wa durch un­be­dach­te Äu­ße­run­gen ge­gen­über dem Kind oder un­be­wuss­te Ver­hal­tens­wei­sen bei Über­ga­ben.

Sie wün­schen sich wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum Be­zie­hungs­er­halt zu bei­den El­tern?

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Ha­ben Sie den Ein­druck, dass Ihr Kind tat­säch­lich nur das wie­der­gibt, was der an­de­re El­tern­teil denkt oder möch­te? Dann hilft es, sich in die Si­tua­ti­on Ih­res Kin­des hin­ein­zu­ver­set­zen, um zu ver­ste­hen, warum es dies tut. Die Tren­nung der El­tern ist für Kin­der stark ver­un­si­chernd und es ist ganz nor­mal, dass sie in die­ser Zeit Ori­en­tie­rung bei ih­ren Be­zugs­per­so­nen su­chen. Neh­men sie da­bei sehr ne­ga­ti­ve Ein­stel­lun­gen und Kon­flik­te zwi­schen den El­tern wahr, zei­gen man­che Kin­der schein­bar an­ge­pass­te Ver­hal­tens­wei­sen, um einen El­tern­teil nicht zu ver­let­zen. Sie sa­gen bei­spiels­wei­se, dass sie nicht zum Um­gang wol­len, be­grü­ßen den an­de­ren El­tern­teil aber freu­dig, so­bald der an­de­re El­tern­teil aus Sicht­wei­te ist.

Eine Frau hat ihren Arm um ihre Tochter gelegt. Um sie herum fliegen mehrere Fragezeichen. Beide gucken ernst.

In die La­ge des Kin­des ver­set­zen

Man­che Kin­der über­neh­men mit der Zeit aber auch die ne­ga­ti­ven Ein­stel­lun­gen ei­nes El­tern­teils. Dies sind An­pas­sungs­ver­su­che der Kin­der an die be­las­ten­de Si­tua­ti­on. Sie ha­ben bei­spiels­wei­se den Zweck, die Be­zie­hung zu we­nigs­tens ei­nem El­tern­teil nach der Tren­nung zu er­hal­ten, Ori­en­tie­rung in ei­ner für sie un­ver­ständ­li­chen Si­tua­ti­on zu er­fah­ren oder sich vor dem Mit­er­le­ben von Kon­flik­ten der El­tern zu schüt­zen. Kin­der soll­ten in ih­ren Be­mü­hun­gen, sich an die schwie­ri­ge Si­tua­ti­on an­zu­pas­sen, mög­lichst nicht über­gan­gen wer­den. Viel­mehr ist es rat­sam, die Fa­mi­li­en­si­tua­ti­on für die Kin­der so zu ge­stal­ten, dass sol­che Stra­te­gi­en nicht not­wen­dig sind.

 

Vater und Mutter stehen sich gegenüber. Zwischen ihnen sind zwei Sprachblasen zu sehen.

Kin­dern, die vie­le Kon­flik­te zwi­schen ih­ren El­tern wahr­neh­men, fällt es oft schwer, ei­ne gu­te Be­zie­hung zu bei­den El­tern nach der Tren­nung auf­recht zu er­hal­ten. Um die Ent­wick­lung un­güns­ti­ger An­pas­sungs­stra­te­gi­en der Kin­der zu ver­mei­den, ist es des­halb wich­tig, die Kin­der vor dem Mit­er­le­ben von Kon­flik­ten und ne­ga­ti­ven Äu­ße­run­gen über den an­de­ren El­tern­teil zu schüt­zen. Es gibt Kin­dern zu­dem Ori­en­tie­rung, wenn sie Ih­re El­tern wei­ter als El­tern-Team wahr­neh­men. Au­ßer­dem sind Kin­der dar­auf an­ge­wie­sen, zu spü­ren und zu hö­ren, dass sie von bei­den El­tern die Er­laub­nis ha­ben, ei­ne gu­te Be­zie­hung zum je­weils an­de­ren El­tern­teil zu ha­ben. Hier fin­den Sie wei­ter­ge­hen­de In­for­ma­tio­nen, wie Sie Kon­flik­te mit den an­de­ren El­tern­teil lösen , die Zu­sam­men­ar­beit mit den an­de­ren El­tern­teil ver­bes­sern und die Be­zie­hung zum an­de­ren El­tern­teil un­ter­stüt­zen kön­nen.

 

El­tern-Tipp

Vor­ge­hen beim Ein­druck, dass das Kind be­ein­flusst ist

Soll­ten Sie al­so den Ein­druck ha­ben, dass Ihr Kind vom an­de­ren El­tern­teil be­ein­flusst ist, soll­ten Sie zu­nächst prü­fen, ob es auch an­de­re Er­klä­run­gen für die Äu­ße­run­gen oder Ver­hal­tens­wei­sen Ih­res Kin­des ge­ben könn­te. Es ist zu­dem ganz nor­mal, dass Kin­der sich in ver­un­si­chern­den Si­tua­tio­nen – wie der Tren­nung ih­rer El­tern – an ih­ren El­tern ori­en­tie­ren, um die Si­tua­ti­on zu ver­ste­hen und zu be­wer­ten.
Ori­en­tiert sich ein Kind sehr stark an den ne­ga­ti­ven Ein­stel­lun­gen ei­nes El­tern­teils ge­gen­über dem an­de­ren, kann dies als An­pas­sungs­ver­such ver­stan­den wer­den. Neh­men Sie die Äu­ße­run­gen Ih­res Kin­des trotz­dem ernst. Se­hen Sie sie aber auch als Hin­weis, dass die ak­tu­el­le fa­mi­li­äre Si­tua­ti­on für Ihr Kind mög­li­cher­wei­se be­las­tend ist. Ver­su­chen Sie ge­mein­sam mit dem an­de­ren El­tern­teil und mög­li­cher­wei­se mit fach­li­cher Un­ter­stüt­zung We­ge zu fin­den, wie Sie Ihr Kind vor dem Ein­be­zug in el­ter­li­chen Kon­flik­te bes­ser schüt­zen, die Zu­sam­men­ar­beit als El­tern ver­bes­sern und Ihr Kind bei der Be­zie­hungs­ge­stal­tung zu bei­den El­tern be­wusst un­ter­stüt­zen kön­nen.

Quellen

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te.

Birn­baum, R. (2017). Views of the Child Re­ports: Hea­ring Di­rect­ly from Child­ren In­vol­ved in Post-Se­pa­ra­ti­on Dis­pu­tes. So­ci­al In­clu­si­on, 5(3), 148–154. htt­ps://doi.org/10.17645/si.v5i3.922

Craig, B. S. (2014). Bet­ween Two Ho­mes: A Co­pa­ren­ting Hand­book. BTH Pu­bli­ca­ti­ons.

Det­ten­born, H. & Wal­ter, E. (2022). Fa­mi­li­en­rechts­psy­cho­lo­gie (4., voll­stän­dig über­ar­bei­te­te und er­wei­ter­te Auf­la­ge). UTB: Bd. 8232. UTB; Ernst Rein­hardt Ver­lag. htt­ps://eli­bra­ry.utb.de/doi/book/10.36198/9783838588117 htt­ps://doi.org/10.36198/9783838588117

Kal­ten­born, K.-F. (2001). Child­ren's and young peo­ple's ex­pe­ri­ences in va­rious re­si­den­ti­al ar­ran­ge­ments: a lon­gi­tu­di­nal stu­dy to eva­lua­te cri­te­ria for cu­sto­dy and re­si­dence de­ci­si­on ma­king. Bri­tish Jour­nal of So­ci­al Work, 31(1), 81–117. htt­ps://doi.org/10.1093/bjsw/31.1.81

Par­kin­son, P. & Cas­h­mo­re, J. (2008). The voi­ce of a child in fa­mi­ly law dis­pu­tes. Ox­ford Uni­ver­si­ty Press. htt­ps://doi.org/10.1093/acprof:oso/9780199237791.001.0001

Zim­mer­mann, J., Bo­ven­schen, I. & Kind­ler, H. (2021). Be­rück­sich­ti­gung des Kin­des­wil­lens aus psy­cho­lo­gi­scher Per­spek­ti­ve. Das Ju­gend­amt, 94(7-8), 367–371.

 

Fa­mi­li­en­be­zie­hun­gen und Lo­ya­li­täts­kon­flik­te
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