Wie Sie als Eltern nach einer Trennung zusammenarbeiten
Nach einer Trennung tragen Eltern meist weiterhin gemeinsam die Verantwortung für ihre Kinder. Dazu sind verlässliche Absprachen notwendig, Meinungsverschiedenheiten müssen besprochen und Konflikte gelöst werden. Hier erfahren Sie hilfreiche Tipps, wie die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit dem anderen Elternteil gelingen kann und was es bei einer neuen Partnerschaft zu beachten gibt.
geändert am 21.08.22 von Dr. Ulrike Lux, Prof. Dr. Sabine Walper und Dr. Janin Zimmermann Entwicklungs- und Familienpsychologie, Ludwig-Maximilians-Universität München

Das Wichtigste in Kürze
Hier finden Sie die Inhalte dieser Seite im Überblick
- Wie kann die Kommunikation mit dem anderen Elternteil gelingen?
- Wie sind Konfliktlösung und Deeskalation möglich?
- Welche Möglichkeiten gibt es, nach der Trennung gut zusammenzuarbeiten?
- Wie gelingen neue Partnerschaften nach einer Trennung?
Wie kann die Kommunikation mit dem anderen Elternteil gelingen?
Erfahren Sie hier, wie eine gute Verständigung mit dem anderen Elternteil nach der Trennung funktioniert, damit die gemeinsame Erziehung gelingt.
Kommunikation mit dem anderen Elternteil
Wenn wir uns mit anderen Personen unterhalten, kommt es immer wieder zu Missverständnissen. Das ist ganz normal, denn auch, wenn wir uns über sachliche Inhalte unterhalten, schwingt immer auch die Beziehung der Gesprächspartner mit. Dadurch versteht der Zuhörende oft etwas anderes, als der Sprechende meint. Vor allem, wenn die Situationen zwischen den Gesprächspartnern ohnehin schon angespannt ist, kommt es dann schnell zu Konflikten. Die Kommunikation mit dem anderen Elternteil ist nach einer Trennung häufig nicht einfach, gerade wenn die Trennung noch nicht lange zurückliegt oder durch viele emotionale Verletzungen geprägt war. Auf dieser Unterseite finden Sie Informationen zu den Grundlagen von Kommunikation, Hinweise zu guten Gesprächsregeln und Tipps, um sich schriftlich besser mit dem anderen Elternteil auszutauschen.
Sie möchten mehr zur Kommunikation mit dem anderen Elternteil erfahren?
Eltern-Tipp
Sach- und Beziehungsinformationen unterscheiden
Werden Sie aufmerksam für den Unterschied zwischen Sach- und Beziehungsinformationen, wenn Sie mit dem anderen Elternteil sprechen. Schulen Sie nach der Trennung Ihr „Sach-Ohr“, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.

Die Top-Auswahl der besten Gesprächsregeln
Um die Kommunikation nach der Trennung zu verbessern und sie insgesamt konfliktfreier zu gestalten, kann man verschiedene Strategien nutzen.
- Fokussieren Sie sich auf das Ziel des Gesprächs: Streiten Sie nicht darüber, wie etwas gemeint ist oder wer daran Schuld trägt, sondern fokussieren Sie sich auf das Ziel des Gesprächs.
- Seien Sie sachlich und höflich – auch wenn der andere Elternteil es nicht ist!
- Sorgen Sie für sich selbst und tanken Sie Ihre Batterien auf!
Weitere Tipps finden Sie hier:

Manchmal ist es schriftlich leichter...
Persönliche Gespräche sind besonders bei konfliktreichen Trennungen herausfordernd. Manchmal ist daher die schriftliche Kommunikation über Textnachrichten sinnvoll, um sich über Dinge, die die Kinder betreffen, auszutauschen. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten für Missverständnisse und Fettnäpfchen. Oft hilft es sich vorzustellen, man würde nicht mit dem anderen Elternteil, sondern einer Arbeitskollegin oder einem Arbeitskollegen schreiben. Auf der folgenden Seite finden Sie weitere Tipps, wie ein sachlicher schriftlicher Austausch – per E-Mail oder Textnachrichten – gut gelingen kann.
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Wie sind Konfliktlösung und Deeskalation möglich?
Konflikte kommen in allen Familien vor. Die Art, wie man sich im Konflikt verhält, und ob man zu einer Lösung kommt, macht jedoch einen großen Unterschied. Lesen Sie hier weiter, um mehr darüber zu erfahren, wie sich Konflikte ausbremsen und lösen lassen. Testen Sie sich, welcher Konflikttyp sind Sie?
Konfliktlösung und Deeskalation
Für Kinder ist das Miterleben von häufigen, ungelösten Konflikten belastend. Es beeinträchtigt ihr Sicherheitsempfinden und ihre Entwicklung. Im Vergleich dazu sind konstruktiv geführte Konflikte, in denen beide Eltern das Ziel einer guten Lösung verfolgen ein Vorbild, von dem Kinder für die Zukunft lernen können.

Streit vor dem Kind
Testen Sie hier: Welcher Konflikttyp sind Sie?
Wenn Sie mehr über ihr Verhalten in Konflikten erfahren möchten, beantworten Sie einfach die folgenden 12 Fragen. Sie bekommen anschließend eine Auswertung.
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Tipps zur Entschärfung von Konflikten
Wenn ein Konflikt entstanden ist, ist es zum einen nützlich, Möglichkeiten zu kennen, ihn zu lösen. Ebenfalls hilfreich ist es, wenn man über Strategien verfügt, die die Situation wieder entspannen, ohne die Gefühle des anderen Elternteils zu verletzen oder die Bedürfnisse der Kinder aus den Augen zu verlieren.
Gefühlsachterbahn
Üben Sie, sich nicht (vom anderen Elternteil) in eine Achterbahn aus Stress und starken Gefühlen hineinziehen zu lassen. Erfahren Sie hier mehr über die "Gefühlsachterbahn" und die Technik des Pausenknopfs, die hilft mit Stress und Konflikten umzugehen.
Verhalten des anderen Elternteils
Schauen Sie nicht nur auf die Absichten und Verhaltensweisen des anderen Elternteils, sondern machen Sie sich Ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten bewusst. Kinder profitieren auch, wenn sich nur ein Elternteil positiver verhält.
Mehr erfahrenUnterstützung
Zögern Sie nicht, sich geeignete Anlaufstellen zu suchen, um Unterstützung bei neutralen Dritten zu erhalten, wenn Sie nicht mehr weiter kommen. In unserem Bereich "Anlaufstellen und Hilfen" finden Sie Informationen und Kontaktadressen.
Wenn Konflikte eskalieren ...
Manchmal eskalieren Konflikte – unabhängig davon, ob man das selbst wollte oder nicht. Egal, wie sich der andere Elternteil verhält, Sie können handeln und haben die Möglichkeit, die Situation im Gespräch und mit Ihrem Verhalten wieder zu beruhigen.
Viele Eltern haben auch den Eindruck, dass der andere Elternteil immer wieder von vorne anfängt oder Dinge absichtlich macht, um Ihnen zu schaden. Andere Eltern schließen häufig Kompromisse, die aber über die eigenen Grenzen gehen oder nicht zu einer guten Lösung für die Kinder führen. Manchmal kann es helfen, die Perspektive auf die Situation zu ändern, und darauf zu vertrauen, dass es sich lohnt, sich selbst konstruktiver zu verhalten. Nachgeben ist jedoch nicht immer die beste Lösung.
Mehr erfahrenWelche Möglichkeiten gibt es, nach der Trennung gut zusammenzuarbeiten?
Eltern können nach der Trennung in einer kooperativen oder parallelen Elternschaft zusammenarbeiten. Beides kann für Kinder gut sein. Finden Sie hier heraus, welche Art der Zusammenarbeit für Sie passt.
Nach der Trennung als Eltern zusammenarbeiten
Eltern müssen sich bei der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder miteinander abstimmen. Was auch für zusammenlebende Paare häufig nicht leicht ist, kann nach der Trennung zur besonderen Herausforderung werden.
Um trotzdem weiter gemeinsam als Eltern zusammenarbeiten zu können, muss man einen Rollenwechsel vornehmen: vom Paar zum Eltern-Arbeitsteam. Wie das gut gelingen kann, und welche Möglichkeit für Sie am besten passt, können Sie hier erfahren.
Sehen Sie sich hier ein Video zum parallelen und kooperativen Modell der elterlichen Zusammenarbeit an!
Inhalte Video in Textform
Gemeinsam Eltern sein trotz Trennung - zwei Modelle
Jennifer und Dirk Ziegler haben sich getrennt und stehen vor der Frage, wie sie für ihre Kinder Lilly und Sophie weiter gemeinsam Eltern sein können.
Sie finden Informationen zu zwei Elternschaftsmodellen, die förderlich für Kinder sind.
Das sind die kooperative Elternschaft und die parallele Elternschaft.
Kinder können sich bei beiden Elternmodellen gut entwickeln, solange sie aus Konflikten der Eltern rausgehalten werden.
Welches Modell für eine Familie besser geeignet ist, hängt vor allem davon ab, wie gut sich die Eltern noch verstehen.
Freunde der Zieglers haben das kooperative Elternmodell gewählt. Sie entscheiden gemeinsam darüber, was ihr Kind für die Schule braucht und was es in der Freizeit macht.
Sie schaffen es auch, Regeln flexibel anzupassen, z.B. wenn ihr Sohn mal bei einem Freund übernachten möchte und sich der Umgang deswegen ändern muss.
Wenn es bei Absprachen mal Konflikte gibt, dann besprechen sie das Problem und lösen es gemeinsam.
Das klingt für Jennifer und Dirk sehr schwierig. Sie wollen sich am liebsten aus dem Weg gehen und Gespräche über die Kinder enden meistens im Streit.
Sie erfahren, dass es für Eltern, die häufig in Konflikte geraten, besser sein kann, das parallele Elternmodell zu wählen.
Beim parallelen Elternmodell treffen Eltern klare Vereinbarungen zu Betreuungszeiten und wichtigen Erziehungsfragen.
Bei alltäglichen Fragen entscheidet der Elternteil, bei dem das Kind gerade ist.
Dadurch müssen sich Eltern viel seltener absprechen und es gibt weniger Anlass für Konflikte.
Wenn Eltern wie beim kooperativen Modell versuchen, sich bei allen Entscheidungen flexibel miteinander abzustimmen, dabei aber ständig streiten, tut das Kindern gar nicht gut.
Dann ist es besser und völlig in Ordnung, das parallele Modell zu wählen.
Achtung!
Damit dieses Modell Lilly und Sophie gut tut, ist es wichtig, dass Jennifer und Dirk respektvoll und sachlich miteinander umgehen und sich verlässlich an die Vereinbarungen halten.
Um das besser zu schaffen, haben sie sich Unterstützung bei einer Beratungsstelle geholt.
Mit Hilfe der Beratung konnten sie sich auf eine Betreuungsregelung einigen und wichtige Vereinbarungen treffen. Dadurch ist es wieder etwas entspannter zwischen ihnen.
Ob Eltern nach einer Trennung weiter gut miteinander auskommen oder sich oft uneinig sind:
In beiden Fällen kann man die Elternschaft so gestalten, dass Kinder glücklich aufwachsen und eine gute Beziehung zu beiden Elternteilen haben.
Wie gelingen neue Partnerschaften nach einer Trennung?
Geht ein Elternteil nach der Trennung eine neue Partnerschaft ein, entstehen sogenannte Stieffamilien. Kinder, aber auch der eine und der andere Elternteil müssen in dieser Zeit einige Herausforderungen meistern. Hier erfahren Sie, worauf man dabei achten sollte.
Neue Partnerschaften nach der Trennung
Wenn eine Stieffamilie entsteht, verändern sich die bisherigen Familienbeziehungen und auch die Zusammenarbeit zwischen den neuen Partnerinnen bzw. Partnern und mit dem anderen Elternteil muss neu gestaltet werden. Dies ist mit einigen Unsicherheiten verbunden. Welche Arten von Stieffamilien es gibt, wie die Familienbeziehungen und die gemeinsame Erziehung gestaltet werden können, und was das für den anderen Elternteil bedeutet, können Sie hier erfahren.
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Arten von Stieffamilien
Stieffamilie, Patchworkfamilie, Bonusfamilie? Wann spricht man von einer Stieffamilie und welche Formen von Stieffamilien gibt es eigentlich?
Neugestaltung der Familienbeziehungen
Die neue Partnerin bzw. der neue Partner hat meist andere Erziehungsvorstellungen als der leibliche Elternteil und er oder sie kennt in der Regel die Familiengeschichte nicht. Wie die Erziehung der gemeinsamen Kinder mit dem anderen Elternteil innerhalb der Stieffamilie gestaltet werden soll, muss geklärt werden, und funktioniert oft nicht von heute auf morgen.
Mehr erfahrenGemeinsame Erziehung in der Stieffamilie
Häufig machen sich sowohl Eltern als auch Kinder Sorgen, dass sich die Familienbeziehungen zum Negativen verändern: Hat Mama oder Papa nun weniger Zeit als vorher? Hat das Kind den neuen Stiefelternteil lieber hat als den „eigentlichen“ Papa oder die „eigentliche“ Mama? Möchte der neue Stiefelternteil den leiblichen Elternteil ersetzen?
Erkenntnisse aus der Forschung legen allerdings nahe, dass neue und alte Familienbeziehungen nicht in Konkurrenz zueinanderstehen, sondern sich größtenteils unabhängig voneinander entwickeln.
Mehr erfahrenEltern-Tipp
Beziehungsgestaltung und gemeinsamen Erziehung in der Stieffamilie
- Helfen Sie als leiblicher Elternteil beiden Seiten, Ihren Kindern und dem sozialer Elternteil , zu verstehen, wie der bzw. die jeweils andere „tickt“!
- Ermutigen Sie Ihre Kinder, mit Ihnen über ihre Ängste und Befürchtungen zu sprechen, die die neue Familiensituation mit sich bringt.
- Erst Beziehung, dann Erziehung! Wenn Sie entscheiden, dass der soziale Elternteil miterziehen soll: Bevor er oder sie Dinge verbietet oder Konflikte austrägt, sollten die Kinder mit ihr oder ihm positive Beziehungserfahrungen sammeln.
Weitere Tipps finden Sie hier:

Der andere Elternteil hat "eine Neue" bzw. "einen Neuen"
Von außen zu beobachten, wie der andere Elternteil eine neue Partnerschaft eingeht, ist oft sehr verunsichernd und mit vielen Fragen verbunden:
- Was bedeutet es für die Kinder, wenn der andere Elternteil eine neue Partnerschaft eingeht?
- Wie gehe ich selbst am besten mit dieser Tatsache um, wenn der andere Elternteil eine „Neue“ bzw. einen „Neuen“ hat?
- Was ist wenn die Partnerschaft auch nicht stabil ist?
- Was ist mit dem anderen Elternteil zu klären?
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